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10 persönliche Empfehlungen, wie man als Führungskraft echte Wertschätzung zeigen kann


Warum versagen viele Führungskräfte beim Thema Wertschätzung, obwohl dieses Thema für den Unternehmenserfolg wichtig ist? Was sind die Grundvoraussetzungen für echte Wertschätzung? Was unterscheidet „echter“ von „unechter“ Wertschätzung? Antworten dazu in diesem Beitrag ergänzt um 10 persönliche Empfehlungen, wie ich in meiner früheren Rolle als Führungskraft Wertschätzung vermitteln konnte.


In meiner Coachingpraxis berichten mir Klienten immer öfter, dass sie von ihrem Vorgesetzten kaum Wertschätzung für ihre Arbeit erhalten. Im Ergebnis sind sie auch deshalb mit ihrer Arbeit unzufrieden und werden zunehmend unmotivierter. Dies deckt sich auch mit aktuellen Untersuchungen, nach denen sich nur 11% am Arbeitsplatz richtig wertgeschätzt fühlen und sogar 46% niemals Wertschätzung erhalten haben.


Auch werde ich oft von Führungskräften gefragt, wie man mit guter Mitarbeiterführung loyale und motivierte Mitarbeiter gewinnt und welche Rolle dabei das Thema Wertschätzung spielt. Zeit also einmal Revue passieren zu lassen, welche Erfahrungen ich in meiner Karriere zunächst als Mitarbeiter und dann als Partner bei EY gemacht habe und welche persönlichen Empfehlungen ich meinen Klienten jetzt als Business Coach auf den Weg gebe.


Meine prägende Erfahrung mit dem Thema Wertschätzung hatte ich als Mitarbeiter während eines längeren Auslandsaufenthalts in den USA. Mein dortiger, für mich zuständiger Vorgesetzter war von Natur aus ein sehr warmherziger, liebevoller und beliebter Mensch mit einer gesunden Portion Selbstbewusstsein. Er hatte immer ein offenes Ohr, war immer freundlich und interessiert. In seiner Gegenwart fühlte man sich einfach wohl. An heißen Sommertagen brachte er Eiscreme für alle Mitarbeiter ins Büro. Für unser kleines deutsches Team organisierte er ab und zu einen Fishing Boat Trip, auch erhielten wir regelmäßig Baseball Tickets. Da er wusste, dass ich und meine Familie fremd in der Stadt war, lud er uns zu Beginn unseres Aufenthaltes zu sich und seiner Familie nach Hause zum Barbecue ein. Das gab mir das Gefühl willkommen zu sein. Ich hatte wirklich Lust darauf, morgens ins Büro zu gehen.

 

"Die Grundvoraussetzung für authentische Wertschätzung ist ein ehrliches Interesse am Menschen. Wer den Umgang mit Menschen nicht liebt, sollte besser keine Führungskraft werden, sondern eine Karriere als fachlicher Experte anstreben".

 

Warum ist Wertschätzung für uns so wichtig? Zunächst einmal ist Wertschätzung ein zentrales Bedürfnis eines jeden Menschen. Im Berufs- als auch im Privatleben. Wir wollen alle mit dem was wir sind, was wir machen und was wir leisten gesehen und anerkannt werden. Wir möchten als Mensch geachtet und respektiert werden. Richtig angewendet, setzt Wertschätzung enorme Kräfte frei und wirkt motivierend. Sie steigert unser persönliches Wohlbefinden und verbessert unsere Leistungskraft. Der Effekt auf Unternehmensebene kann ein verbessertes Arbeitsklima, verstärkte Mitarbeiterbindung, geringere Fehlzeiten und damit insgesamt eine erhöhte Motivation der Mitarbeiter sein.

Warum aber versagen so viele Führungskräfte bei dem Thema Wertschätzung? Viele Führungskräfte stehen heute unter enormen Leistungsdruck, sie müssen Ergebnisse erzielen. Gute Ergebnisse aber sind wiederum von guten, motivierten und loyalen Mitarbeitern abhängig. Und daher müssen sie sich um ihre Mitarbeiter kümmern und „sollen Wertschätzung zeigen“, damit diese ihre Leistung erbringen. Und was machen sie? Hier und da ein kleines Lob, gelegentlich etwas Anerkennung, etwas allgemeingültiges Lob, ein Schulterklopfen im Vorbeigehen und dazu eine kleine Belohnung, über die sich der Mitarbeiter bitte freuen und dann mehr und besser arbeiten soll. Dazu kommen individuelle Leistungsbewertungen, Jahresgespräche und Bonuszahlungen auf Basis von Belohnungssysteme. Wer dies bereits als Wertschätzung versteht, ist auf der falschen Fährte. Denn diese Art von Wertschätzung kommt nicht von Herzen, sondern von einem vorgegeben Plan. Mitarbeiter spüren die Absicht dahinter sehr schnell. Es handelt sich um „unechte Wertschätzung“, die so nicht funktioniert und sogar in das Gegenteil umschlagen kann.


Ich habe mir die positiven Erfahrungen aus meinem USA Aufenthalt in meiner späteren beruflichen Laufbahn zum Vorbild genommen. Nach meiner Rückkehr nach Deutschland hatte ich mir daher vorgenommen, einige Grundsätze für „echte“, von Herzen kommende Wertschätzung zu befolgen:

  • Man kann die Stärken anderer Menschen wertschätzen, wenn man mit sich und seinen Erfolgen selber zufrieden ist.

  • Man nimmt die Bedürfnisse anderer ernst und stelle seine eigenen auch einmal zurück.

  • Man schätzt die individuelle Persönlichkeit der Mitarbeiter und nicht seine Leistungen.

  • Man zeigt Respekt, Wohlwollen, Anerkennung und ehrliches Interesse am Menschen.

  • Man zeigt Wertschätzung im Alltag mit kleinen Gesten: Lächeln, Grüßen, Höflichkeit, interessiertes und neugieriges Nachfragen und Zuhören, Zeit nehmen, Vertrauen einräumen, Blickkontakt, echte Begeisterung und echte Dankbarkeit.

Weitere Grundregeln für authentische Wertschätzung:

  • ·Wertschätzung sollte immer so spezifisch wie möglich sein. Es muss klar sein, wofür die Anerkennung und das positive Feedback gegeben werden.

  • Wertschätzung muss glaubwürdig sein: Der Empfänger muss spüren, dass ihm echte Gefühle entgegengebracht werden und nicht nur allgemeine Worthülsen.

  • Wertschätzung sollte individuell sein und betrifft den Empfänger ganz persönlich.

Was sich einfach liest, ist oft keine leichte Aufgabe. Und mitunter mangelt es trotz guter Absichten an praktischen Ideen, wie man Wertschätzung und Respekt zeigen kann. Zum Abschluss daher meine persönlichen Top 10 Ideen, wie man echte Wertschätzung zeigen kann. Es handelt sich um einige Aktionen, die mein Team und ich als Leiter einer ca. 200 Mitarbeiter großen Abteilung von EY entweder weitergeführt oder ins Leben gerufen hatten. Sie dürften daher nicht für alle Unternehmen anwendbar sein. Zumindest haben sie aber dafür gesorgt, dass wir die Zufriedenheit unserer Mitarbeiter in dieser Zeit spürbar steigern konnten.


  1. Handgeschriebene persönliche Glückwünsche zum Geburtstag, zur Hochzeit und zur Geburt mit passenden Geschenken.

  2. Höchstmögliche Transparenz über die finanzielle Unternehmensentwicklung sowie andere wichtige betriebliche Kennzahlen.

  3. Einfach durch das Büro gehen und „da“ sein, ins Gespräch kommen, Interesse zeigen.

  4. Glückwunschmails bei bestandenen Examen bzw. Prüfungen an alle Mitarbeiter.

  5. Dinner mit allen Examenskandidaten und neuen Mitarbeitern

  6. Individuelle Lunches mit ausgewählten Mitarbeitern

  7. Stammtische für Mitarbeiter ohne Beteiligung von Führungskräften

  8. Möglichst frühe Übertragung von operativer Verantwortung an High Potentials

  9. Offsite mit Übernachtung. Verantwortung für Workshop zu nicht fachlichen Themen wie z.B. guter Schlaf, Stress, Nachhaltigkeit, Eltern und Beruf, Purpose, Work Life Balance etc. an Mitarbeiter.

  10. Viel Zeit mit Mitarbeitern verbringen, z.B. auf Partys oder beim Glühwein trinken.

 

Echte Wertschätzung ist mehr als nur Lob und Anerkennung. Wertschätzung sollte auf einer inneren Grundhaltung basieren. Sie hat viel mit Werten wie Respekt, Wohlwollen und Anerkennung zu tun. Sie sollte von Herzen kommen und den Menschen im Mittelpunkt sehen, nicht seine Leistung. Echte Wertschätzung muss nicht teuer sein, es reichen schon kleinere Gesten im Alltag. Sie kosten allerhöchstens etwas Zeit und wahres Interesse an Mitarbeitern. Wertschätzung verbessert das Arbeitsklima, die Unternehmensbindung sowie das Wohlbefinden und die Leistungskraft der Mitarbeiter.

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