Nach über zwei Jahren fand ich es an der Zeit, ein erstes Fazit zu ziehen und meine Erfahrungen aus über zwei Jahren Coaching in fünf persönlichen Erkenntnissen zusammenzufassen.
1. Coaching wirkt und bewirkt viel mehr als ich erwartet hatte
Am Ende eines jeden Coachings frage ich, was das Coaching für meinen Klienten bewirkt hat. Welche Schritte er/sie jetzt gehen möchte. Oft erhalte ich als Antwort: „Ich hatte vorher schon mehrere Gedanken im Kopf, allerdings eher verschwommen und unsortiert. Das Coaching hat mir Klarheit und Orientierung über meine bisherigen Gedanken verschafft und in mir viel Energie freigesetzt. Mir ist endlich klar geworden, was ich jetzt tun muss “. Andere fühlten sich entlastet, oder entwickelten neue Sichtweisen auf ihre Themen.
Mit so viel positiver Wirkung hatte ich nicht gerechnet. Viele Klienten haben sich nach dem Coaching beruflich verändert. Einige wechselten die Abteilung innerhalb ihrer Firma, andere den Arbeitgeber. Wiederum anderen wurde klar, welche beruflichen Tätigkeiten sie wirklich motivieren - auch gegen geringere Entlohnung. Gründer überwanden die schwierige Phase der Teamfindung und der ersten Enttäuschungen und legten mit frischem Elan erst richtig los. Ich konnte Menschen dazu bringen, sich mit den richtigen Zielen zu motivieren. Oder den Sprung in die Selbständigkeit zu wagen. Karriere und Sinn in Einklang zu bringen. Negative Glaubenssätze zu erkennen. Wieder an eigene Stärken zu glauben und an ihnen zu arbeiten. Positiv zu denken. An Lösungen – nicht an Probleme. Und – einige der erstaunlichsten Themen der heutigen Arbeitswelt: ich habe Menschen geholfen, mit schlechten Vorgesetzten, fehlender Wertschätzung, schlechter Kommunikation und fehlendem Feedback besser umzugehen.
Es macht mich sehr dankbar, mit vielen wunderbaren Menschen zusammen arbeiten zu dürfen. Nichts macht glücklicher, als anderen zu helfen und ein Teil ihres Weges in eine bessere Zukunft zu sein.
2. Für Sinnfragen ist nie zu spät
Viele meiner Klienten brachte das Coaching dazu, in einem geordneten Prozess über die vielen Facetten ihrer beruflichen Tätigkeit zu reflektieren und bei Problemen wichtige Weichen für ihr weiteres Berufsleben zu stellen. Diese Reflektion hat oft auch dazu geführt, dass Klienten begannen, über den Sinn ihres privaten Lebens nachzudenken. Ob sie einen Sinn haben bzw. einen benötigen.
Ich selber bin oft gefragt worden, warum ich nach der (ersten) Karriere nicht die Zeit auf dem Golfplatz genieße, anstatt weiterhin beruflich tätig zu sein. Diese Frage muss bekanntlich jeder für sich selber beantworten. Mir jedenfalls bereitet es viel Freude, mich weiter zu bilden, Neues zu erkunden und mit Neugierde, Optimismus und einem hohen Maß an Respekt und Wertschätzung Menschen zu begegnen. Und Sie auf ihrem Weg in eine hoffnungsvolle und positive Zukunft zu unterstützen. Und zugegeben – ein gewisser Wunsch nach Wertschätzung als Coach, als Aufsichts- und Beirat und als Business Angel ist auch dabei.
Meine Tätigkeiten und Aktivitäten schließen glücklicherweise nicht aus, zusätzlich die Freiheiten eines Freiberuflers zu genießen – Gitarre lernen, neue Restaurants in Berlin probieren, Konzerte besuchen, Kochen, Reisen, Golfen und Zeit mit guten Freunden oder Familie zu verbringen. Und in der Tat habe ich mich schon oft selber gefragt: warum eigentlich erst jetzt? Warum nicht früher?
Es ist daher niemals zu spät, sich Gedanken über seine berufliche Zukunft – und über sein Leben zu machen. Und sich darüber klar zu werden, was man vom Leben möchte und wie man seine Ziele erreicht. Durch Selbstreflektion oder durch einen strukturierten Coaching Prozess.
3. Der Bedarf an professionellem Coaching nimmt zu
Die Folgen der Pandemie und der Wunsch der jüngeren Generation nach Entfaltung der eigenen Möglichkeiten, nach Lebensqualität und Selbstverwirklichung im Job und im Leben sind keine trivialen Herausforderungen. Dazu verlassen die Babyboomer in den nächsten Jahren das Berufsleben und reißen eine große Lücke, die bereits jetzt zu Mangel an Fachkräften in vielen Berufen führt.
Unternehmen müssen in dieser Zeit der Transformation einerseits attraktiv für den Nachwuchs sein. Andererseits müssen sie versuchen, ihre bisherigen Mitarbeiter möglichst lange an sich zu binden. Dazu bedarf es guter Führung und gut zusammenarbeitender Teams, die mit Termindruck, Krisen und Konflikten umgehen können. Leider wird die Schere zwischen Anspruch und Wirklichkeit in diesem Bereich immer größer. Zwei Drittel der Mitarbeiter haben ihren Arbeitgeber bereits wegen eines schlechten Vorgesetzten gewechselt, obwohl sie mit ihrem Job und ihrer Firma eigentlich zufrieden waren.
Coaches können mit methodischer und persönlicher Professionalität im Gespräch mit Unternehmen, Teams und Mitarbeitern herausfinden, was sie in diesen Veränderungsprozessen wirklich brauchen. Was gute Führung ausmacht. Der Bedarf nach professionellem Coaching für Führungskräfte, Teams sowie einzelnen Mitarbeitern jeder Altersstufe ist daher nicht nur vorhanden, sondern steigt mit jedem Tag.
4. Was viele nicht wissen: Coaching ist keine Beratung. Und schon gar keine Therapie.
Sehr oft werde ich gefragt, was ich eigentlich beim Coaching mache und inwieweit ich meine langjährige Berufserfahrung in das Coaching einbringe. Coaching ist ein Prozess, bei dem man gemeinsam mit dem Klienten sein Problem bespricht und ein Ziel festlegt, das er erreichen möchte. Im anschießenden Coaching Prozess wird der Klient durch entsprechende Interventionstechniken und geeignete und auf die Situation zugeschnittene Tools dabei unterstützt, herauszufinden, wie er sein Ziel erreichen kann. Ich gebe keine Ratschläge und keine Empfehlungen. Es sei denn, ich werde explizit nach meinen Erfahrungen gefragt, was insbesondere bei Startups passiert. Dann antworte ich darauf sehr gerne – allerdings außerhalb des Coachings. Denn Coaching ist keine Beratung.
Coaching hat seine Wurzeln im Bereich des Leistungssports. Mental und emotional gut vorbereitete Sportler erzielen bessere Ergebnisse als jene, die nur auf körperliche Fitness achteten. Coaches arbeiten daher mit gesunden, und zu selbstverantwortlichem Handeln fähigen Erwachsenen zusammen. Mentale Themen wie negative Glaubenssätze, Furcht und Ängste, innere Konflikte, Unsicherheiten oder fehlendes Selbstbewusstsein werden beim Coaching zwar angeschnitten. Aber hier enden die Aufgabe des Coachings. Coaching kann Stärken und Kompetenzen der Klienten herausarbeiten - die Behandlung psychischer Krankheiten durch die Anwendung von bestimmten Therapien bleibt dagegen den Therapeuten vorbehalten.
5. Online Coaching ist auf dem Vormarsch, wird aber Präsenz Coaching niemals ablösen
Wie in so vielen anderen Berufen hat sich auch der Coachingmarkt durch die Pandemie verändert und digital geworden. Durch den zwangsweisen Umstieg auf Online Coaching wurde vielen Klienten bewusst, welche Vorzüge Online Coaching haben kann: fehlende Anfahrtswege, kurzfristige Terminvergaben, bessere Integration des Coachings in den beruflichen Alltag sowie neue Online Coaching Tools.
Viele Kosten- und Zeitvorteile durch Online Coachings gibt es vor allem bei professionellen Team- und Gruppen Coachings bei Unternehmen. Mitarbeiter an verschiedenen Standorten können während ihres Arbeitstages entweder im Büro oder im Home Office mühelos an Gruppen Coachings teilnehmen.
Wenn es aber um die Besprechung sehr persönlicher, akuter Probleme geht oder wenn man sich im Individual Coaching bisher noch nie persönlich begegnet ist, ziehe ich ein persönliches Coaching jedem Online Coaching vor. Präsenz Coaching führt aufgrund einer persönlichen Atmosphäre und einer anderen Umgebung zu besseren Ergebnissen als Online Termine. Weshalb Präsenz Coaching meiner Meinung nach auch in der Zukunft wichtig und relevant bleiben und durch Online Coaching nicht abgelöst wird. Auch hier aber gilt nicht das „entweder oder“ Prinzip. Beide Formate haben ihre Berechtigung und werden in Zukunft nebeneinander bestehen.
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