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Sommerreflektion: Wer ist dein Vorbild- und wenn ja, wie viele?


Welche Wirkung können Vorbilder auf uns haben? Haben wir Vorbilder ohne uns darüber bewusst zu sein? Wie können wir Vorbilder aktiv ermitteln? Wie können wir einzelne Facetten unserer Vorbilder positiv in unserem Leben unterbringen? Warum sind Barack Obama, Bruce Springsteen und meine Mutter unter meinen Vorbildern? Welches sind deine Vorbilder?



Ich erinnere mich noch heute sehr genau an die Aufgabenstellung während der Ausbildung zum Business Coach. In Zweiergruppen sollten wir erklären, wer unser Vorbild ist und warum es gerade dieser Mensch ist. Ich hatte mir in meinem Leben bis zu diesem Zeitpunkt niemals konkret über ein Vorbild Gedanken gemacht. Die anderen Teilnehmer begannen bereits eifrig Notizen zu schreiben, während ich immer noch in Gedanken verloren war, über wen ich überhaupt berichten könnte. Sollte ich wirklich der Einzige in der Gruppe sein, der unreflektiert mit Autopilot ganz ohne Vorbilder durch sein Leben gerauscht war? Oder hatte ich sogar Vorbilder, war mir aber nicht bewusst darüber, da ich bisher nie aktiv darüber nachgedacht hatte?


Nach einigen Minuten der Ruhe und einer gedanklichen Reise in die Vergangenheit kam mir John in den Sinn, mein Chef in den 5 Jahren meiner beruflichen Tätigkeit in den USA. John, ein warmherziger und optimistischer Familienmensch war gefühlt immer für sein Team da. Er lud uns zu einem Fishing Boat Trip ein, schenkte uns einige seiner Baseball Tickets, verteilte an heißen Sommertagen selbst gekauftes Eis im Büro und lud meine Familie sogar in sein privates Haus zum Barbeque ein. Einen dermaßen wertschätzenden Vorgesetzten hatte ich bis dato nicht kennengelernt. Er und seine Art imponierte mir sehr. Und je länger ich jetzt über ihn nachdachte, desto klarer wurde mir, dass ich in der Zeit nach meiner Rückkehr Teile seiner wertschätzenden Art unbewusst bei meiner Mitarbeiterführung übernommen hatte. Ich hatte also doch „mein“ Vorbild, über das ich berichten konnte. Es war mir vorher jedoch nie bewusst gewesen.


Ich habe während und nach meiner Ausbildung zum Business Coach oft darüber nachgedacht, ob ich weitere Vorbilder wie John habe. Dabei habe ich festgestellt, dass ich sowohl von Menschen in meiner privaten Umgebung als auch von Menschen in der Öffentlichkeit Werte übernommen habe (oder zumindest wünsche, sie zu übernehmen), für die ich sie bewundere. Auch dies ist unbewusst geschehen, sie standen in keinem Tage- oder Notizbuch.


Wer sind nun die Menschen, die ich zu meinen Vorbildern zähle? Meine Mutter habe ich für ihr Vertrauen in mich, ihre Zuverlässigkeit und ihre positive Lebenseinstellung selbst in schwierigsten Zeiten bewundert. Obwohl sie mehrere Jobs gleichzeitig machte, hat sie sich niemals beschwert und war immer positiv gestimmt. Bei einem meiner späteren Chefs habe ich Ordnungssinn kennen und schätzen gelernt. Steve Jobs habe ich für seine inspirierenden textlosen Präsentationen bewundert, die ich teilweise noch live und gebannt am Computer erleben durfte. Bruce Springsteen bewundere ich neben seiner Musik für seine Bodenständigkeit, seine Ehrlichkeit, seinen Fleiß, seine Authentizität und seine Demut. Wer einmal ein Konzert mitgemacht hat, weiß wahrscheinlich wovon ich spreche. Barack Obama schließlich bewundere ich für seine Liebenswürdigkeit, seine Einfühlsamkeit, seine Rhetorik, seine Neugierde, seine Gelassenheit und seinen Humor. Er ist ein unfassbar talentierter und fesselnder Redner, den ich in Berlin zwei Mal live erleben durfte. Ich bin heute noch tief von diesem Menschen beeindruckt.

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Sollte ich wirklich der Einzige in der Gruppe gewesen sein, der unreflektiert und mit Autopilot durch sein Leben gerauscht war und keine Vorbilder hatte? Oder hatte ich Vorbilder, war mir dessen aber nicht bewusst, weil ich bisher nie aktiv über Vorbilder nachgedacht hatte? Ich ging in mich und fand Erstaunliches über meine Vorbilder heraus.

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Ich möchte aus den vielen Literaturbeiträgen, die ich zwecks Weiterbildung gelesen habe und die sich mit dem Thema Vorbilder beschäftigen, einige mir wichtige Aspekte und Erkenntnisse hervorheben und meine Sicht der Dinge im Folgenden kurz zusammenfassen:


1. Vorbilder dienen der besseren Orientierung. Sie verkörpern Ideale, die wir bewundern

und nach denen wir ebenfalls streben. Oft übernehmen wir einzelne Verhaltensweisen

und Werte unserer Vorbilder. Bewusst und/oder unbewusst.

2. Vorbilder können wertvolle Impulsgeber sein und unser Leben bereichern,

insbesondere wenn sie für Werte stehen, die auch wir jetzt oder in Zukunft vertreten

wollen.

3. Menschen die im Leben das erreicht haben, was wir ebenfalls erreichen wollen, können

uns als Vorbilder inspirieren und motivieren. Sie verkörpern und visualisieren das, was

wir uns wünschen. Sie können Erfahrungen, Ideen und Durchhaltevermögen mit uns

teilen.

4. Bei Berufsanfängern oder beim Start in einen neuen Job steigt unsere anfängliche

Unsicherheit. Wir suchen Anhaltspunkte, an die wir uns halten können. Vorgesetzte

können dabei Vorbilder sein. Sie können uns Halt, Sicherheit und Selbstvertrauen

geben.

5. Allerdings können Vorgesetzte auch als negatives Vorbild „dienen“. Dann nämlich,

wenn sie durch ihr Verhalten kein positives Role Model sind und wir gerade nicht so

werden wollen wie sie.

6. Vorbilder stammen überraschend oft aus dem persönlichen Umfeld – Familie, Freunde,

Bekannte, Arbeitskollegen, Vorgesetzte. Aber auch aus dem öffentlichen Leben.

7. Wenn wir uns bewusst Vorbilder suchen und die Eigenschaften, die wir an ihnen

bewundern auf unsere Art und Weise aktiv in unser Leben integrieren, dann verstärkt

sich die positive Wirkung von Vorbildern.

8. Wir idealisieren oft nur einzelne Facetten unserer Vorbilder. Daher sollten wir mehrere

Menschen zum Vorbild haben.

9. Egal wer unser Vorbild ist – wir sollten stets wissen, mit welcher Grundhaltung wir

durch das Leben gehen wollen. Es ist wichtig seinen eigenen Weg zu finden, auf seine

Weise zu leben, eigene Akzente zu setzen und damit zufrieden zu sein. Vorbilder

können uns auf diesem Weg unterstützen, aber gehen müssen wir ihn selber.

10. Zum guten Schluss: Auch wir selber können Vorbilder sein – und sind es wahrscheinlich

auch für andere Menschen. Denn das was wir vorleben kann Einfluss auf Menschen in

unserer unmittelbaren Umgebung wie Familie, Freunde oder Beruf haben. Oder in

sozialen Medien, falls wir dort unterwegs sind. Ohne gleich als Influencer zu gelten.


Wie aber finden wir Vorbilder, die zu uns, unserem Lebensentwurf, unserer Lebensphase und unseren Wertevorstellungen passen? Bzw. – welche haben wir bereits, sind uns dessen aber nicht bewusst? Um Sie zu finden bietet sich Selbstreflektion an. Ob und wie du reflektierst, bleibt letztlich dir selber überlassen. Mich haben immer lange Spaziergänge im Sommerurlaub am Strand oder Wandern in den Bergen inspiriert und auf neue Gedanken gebracht - meine Sommerreflektion. Aber wir können auch im Alltag z.B. beim Austausch mit Freunden und Bekannten, beim Spazierengehen, beim Meditieren, beim Musikhören, beim Lesen, im Bett, unter der Dusche oder in der Badewanne, beim Joggen oder beim Nichtstun auf der Couch reflektieren. Denke dabei an die Kindheit, an die Schul- und Jugendzeit und an die bisherige beruflichen Karriere zurück und erinnere Dich an Menschen, denen du begegnet bist und die einen bleibenden Eindruck bei dir hinterlassen haben.


1. Wer sind die Menschen die du bewundert hast? Wen bewunderst du heute noch?

2. Warum und womit haben dich diese Menschen inspiriert und/oder motiviert?

3. Hast Du Teile ihres Handelns übernommen?

4. Welche deiner eigenen Ziele im Leben repräsentiert dieser Mensch?

5. Welche Sehnsüchte spricht dieser Mensch in dir an?


Hast Du mehrere Vorbilder gesammelt – wahrscheinlich eine kunterbuntes Team - dann ordne jedem deiner Vorbilder bis zu fünf Aspekte zu, für die er/sie steht. Bei wichtigen Entscheidungen kannst Du stets dein inneres Team „befragen“ und überlegen, wozu sie in deiner Situation raten würden. Natürlich unterstützen dich auch Mentoren oder Coaches dabei. Auch sie arbeiten sehr gerne mit Vorbildern.

 

Vorbilder können Impulsgeber sein, sie können uns inspirieren, motivieren und uns Halt, Sicherheit sowie Selbstvertrauen verleihen. Vorbilder können uns zu einer besseren Orientierung verhelfen und unser insgesamt Leben bereichern. Vorbilder können Hoffnung geben unsere Ziel zu erreichen. Jeder von uns hat Vorbilder – bewusst oder unbewusst. Aber das bewusste Leben mit Vorbildern verstärkt ihre positiven Wirkungen. Ohne dass wir unsere Werte dabei aufgeben. Vorbilder finden wir durch aktives Reflektieren – entweder selber, oder mit Hilfe von Mentoren oder Coaches.

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